Vermittlungsangebot "Macht der Sprache" am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Ab sofort bietet der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim seinen BesucherInnen eine intensive Beschäftigung mit Sprache und ihren unterschiedlichen Aspekten und Funktionen in Vergangenheit und Gegenwart an.
Die pädagogische Arbeit nimmt am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim eine wichtige Rolle ein: Selbstständiges historisches Lernen soll stattfinden und die BesucherInnen dabei bestmöglich unterstützt werden. Es geht um historische Faktenvermittlung und um gedenkendes Erinnern, aber auch um eine aus der Geschichte resultierende Wertevermittlung. Gegenwärtige Fragestellungen und Lebensweltbezüge sollen aufgeworfen werden. Fünf verschiedene Vermittlungsprogramme bieten SchülerInnen und Erwachsenen dafür eine aktionsorientierte Vermittlung mit unterschiedlichen Schwerpunktthemen an.
"Macht der Sprache"
Das neu konzipierte Vermittlungsprogramm "Macht der Sprache" setzt sich zum Ziel, SchülerInnen für die Wirkung bzw. Auswirkungen unterschiedlicher Formen von Sprache zu sensibilisieren – vor allem im Umgang mit Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Normen entsprachen und entsprechen. Vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus hatte die diskriminierende und Gewalt verherrlichende Sprache große Bedeutung – gerade in Bezug auf die Verbrechen an Menschen mit Behinderung oder psychisch kranken Menschen. Begrifflichkeiten wie „Minderwertige“ oder „Ballastexistenzen“ bereiteten den Boden dafür auf, dass ein geistiges Klima der Ausgrenzung geschaffen wurde. Auch heute werden noch Bilder und sprachliche Definitionen von und über Menschen mit Behinderung oftmals unüberlegt verwendet.
Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Themenfeld "Sprache" im Rahmen des neuen Vermittlungsprogramms soll anhand folgender Fragestellungen erfolgen:
- Welche Rolle spielte die verwendete Sprache bei der Entmündigung und Diskriminierung der sogenannten „Minderwertigen“ bereits vor der Zeit des nationalsozialistischen Massenmords?
- Wie wurde die staatliche Vernichtungspolitik in der NS-Zeit vertuscht und verharmlost, wie wurden Vernichtung und Ausgrenzung in der NS-Ideologie verherrlicht?
- Wie können sich Menschen, auch Menschen mit Behinderungen, durch Sprache selbstermächtigen?
- Wie wird heute über und mit Menschen mit Behinderungen gesprochen? Wie beeinflussen Begriffe die Wahrnehmung?
Rahmenbedingungen
- Dauer des Programms: 3 h
- Kosten: 6,- Euro pro Person
- Ablauf:
1. Einstiegsübung
2. Rundgang durch die Gedenkstätte und Ausstellung „Wert des Lebens“,
3. Arbeitsphase, in der sich die SchülerInnen in Kleingruppen anhand von spezifischen Fragestellungen zu Texten, Bildern und Filmen aus unterschiedlichen Zeiträumen mit Funktionen und Aspekten von Sprache beschäftigen. Beispiele für Fragestellungen sind:
„Wie sprechen Täterinnen und Täter über die Morde?“ mit Aussagen des Hartheimer Tötungsarztes Dr. Georg Renno nach 1945. In diesen versucht Dr. Renno seine Verantwortung abzustreiten; „Hate speech“ im Internet und Alltag: „Was ist der Grund dafür, dass man jemanden z.B. ‚behindert‘ oder ‚schwul‘ nennt? Was bedeutet das für die Menschen, die so diskriminiert werden?“
4. Präsentation und Diskussion der Arbeitsergebnisse und Abschlussübung
Das Vermittlungsprogramm ermöglicht fächerübergreifendes Arbeiten und nimmt Bezug auf ein kompetenzorientiertes Lernen, welches die SchülerInnen in ihrem Verstehen und Handeln stärken soll.
Alle Infos zum Vermittlungsprogramm gibt's HIER