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Der gesellschaftliche Wandel in der frühen Neuzeit änderte nur wenig an den herrschenden Geschlechterverhältnissen;
Männer galten als vernunftbegabt, Frauen als passiv und einfühlsam, was sie für die Mutterrolle prädestinierte.
Unter Handwerkern, aber auch in wirtschaftlich besser gestellten Kreisen diente die Vermählung von Töchtern zur Festigung von Geschäftsbeziehungen, sicherte Mitgift und eine weitere Arbeitskraft. Gleichzeitig nahm die Kirche immer mehr Einfluss auf Ehefragen (Kirchenbücher). Trotz der Aufwertung der Ehe wurden Mann und Frau weiterhin von Natur aus unterschiedliche Rollen zugedacht.
Aufgabenstellungen
- Beschreiben Sie das Bild der Frauen und der Geschlechterrollen, das M1 und M3 vermitteln.
- Vergleichen Sie dieses Bild mit M2 und arbeiten Sie Unterschiede insbesondere hinsichtlich der Stellung der Frau in der Ehe heraus.
- Stellen Sie dar, in wie weit diese Geschlechterkonstruktion bis in die heutige Zeit nachwirkt bzw. wie sie aufgebrochen werden konnte.
Materialien
Material 1
"Frauenspiegel" aus dem 16. Jhd.
Drum rat ich dir, junges Weib,
gibst du einem Mann deinen Leib,
so gib ihm deinen Willen gleich dazu.
Dann werdet ihr beide in Frieden leben. [...]
Ein Mann soll sein treues Weib auch
lieber haben als seinen eigenen Leib. [...].
Du sollst ihm zu Willen sein,
so oft ihn die Lust überkommt,
auf dass er sich nicht eine andere Frau sucht.
Eine unwirsche Frau schadet sich oft selbst,
und hinterher reut sie es. [...]
Sei eine emsige Anrichterin und eine leckerhafte Köchin.
Sei reinlich, zier dein Haus schön,
und dir wird ein großer Ruhm daraus erwachsen. [...]
Spinnen, wachsen, stricken, Zwirn herstellen,
Flachs machen, Blumen stecken,
im Garten Kräuter rupfen,
Weben und Wolle zupfen,
Kinder ernähren und austragen,
sie aufheben, hinlegen und ausfahren,
Betten machen und neu überziehen,
den Kühen und Kälbern Streu geben,
Melken, Käsmachen und Kochen,
Bürsten und Waschen, [...]
zitiert nach: Geschlechtergeschichte - Historische Probleme und moderne Konzepte (Schroedel 2005), S.36f
Material 2
Lied aus dem 16. Jahrhundert
O Weib, o Weib, du wilder Luchs,
Bist listiger als ein Fuchs.
Mein Geld vor dir nicht sicher ist
Zu jeder Frist,
In meinem Beutel und in der Kist.
O Mann, o Mann, du grober Hacht,
Hast du doch nichts zu mir gebracht.
Drum laß mich unverachtet auch,
Du fauler Schlauch,
Viel Leiden ist nicht mein Gebrauch.
O Weib, o Weib, du unnütze Gosch,
Fauler Schlappsack und Lausepusch,
Was soll ich noch mit dir fangen an,
Ich armer Mann
Das letzte Wort muß ich dir lahn.
O Mann, o Mann, ich sag dir eben,
Wenn ich werde noch ein zeitlang leben,
Wollen wir einander noch manchmal uns
Tapfer jagen ums Haus,
Vor dir hab ich gar keinen Graus.
aus: A. Wolf-Graaf: Die verborgene Geschichte der Frauenarbeit. S. 84. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 1983
Material 3
Luther über die Frauen (um 1530)
„Weiber reden vom Haushalten wohl als Meister mit Holdseligkeit und Lieblichkeit der Stimm und also, daß sie Ciceronem, den beredtesten Redner, übertreffen; und was sie mit Wohlredenheit nicht können zuwege bringen, das erlangen sie mit Weinen. Und zu solcher Wohlredenheit sind sie geboren, denn sie sind viel beredter und geschickter von Natur zu den Händeln denn wir Männer, die wir’s durch lange Erfahrung, Übung und Studieren erlangen. Wenn sie aber außer der Haushaltung reden, so taugen sie nichts. Denn wiewohl sie Worte genug haben, doch fehlet und mangelt’s ihnen an Sachen, die sie nicht verstehen, drum reden sie auch davon läppisch, unordentlich und wüste durcheinander über die Maße. Daraus erscheinet, daß das Weib erschaffen ist zur Haushaltung, der Mann aber zur Polizey, weltlichem Regiment, zu Kriegen und Gerichtshändeln, die zu verwalten und zu führen.“ (Luther, um 1530)
aus: B. V. Borries: Wendepunkte der Frauengeschichte. PfaffenweiIer 1990, S. 158