Rassenkunde und Euthanasie im Dritten Reich

Kompetenzorientierte Aufgabenstellung für die mündliche Reifeprüfung zum Thema Euthanasie und dem Schulbuch als propagandistischem Instrument der Nationalsozialisten.

  • Die nationalsozialistische Rassenhygiene definierte Menschen mit Behinderung, mit echten und vermeintlichen Erbkrankheiten oder von „schwacher Moral“ als „lebensunwertes Leben“.

    Um die öffentliche Meinung auf Parteilinie zu bringen und von der „Reinigung des Volkskörpers“ zu überzeugen, wurden auch Schulbücher für propagandistische Zwecke benutzt.

Aufgabenstellungen

  1. Ermitteln Sie die Kernaussagen zu „erbkranken Menschen“ bzw. „Geisteskranken“, die in den Schul- und Lehrbüchern in Bild und Text wiedergegeben werden. (Materialien 1, 2 und 3)!

  2. Benennen Sie die Argumentationsstrategie dieser Texte und der Abbildung. (Materialien 1, 2 und 3)!

  3. Erklären Sie die Absicht hinter diesen propagandistischen Mitteln und ihre Rolle in der T4-Aktion!

  4. Diskutieren Sie „unwertes Leben“ in Bezug auf die nationalsozialistischen Argumente und entwickeln Sie einen eigenen Standpunkt zu diesem Thema aus heutiger Sicht!

Materialien

Material 1

"Zu der fortschreitenden Verdummung kommt noch die Belastung des Volkskörpers mit unbrauchbaren, verbrecherischen Elementen, mit körperlich Kranken, denen das Leben zur Qual wird, mit Epileptikern, Irrsinnigen, Säufern usw. Der jährliche Gesamtaufwand für die erblich Minderwertigen beträgt in Deutschland zur Zeit etwa 350 Millionen Reichsmark. Eigentlich sollte man annehmen, daß diese erblich Belasteten durch die Stimme des Gewissens davon abgehalten werden sollten, ihre Krankheiten in ungezählten Generation fortleben zu lassen. Wenn sie eine Empfindung dafür hätten, wieviel Elend und Not, wieviel Schmerz und Jammer sie über ihre Kinder und Kindeskinder bringen können, müßten sie aus freiem Entschluß auf Nachkommenschaft verzichten. Für die erbliche Belastung kann der Einzelmensch nichts - er ist unschuldig daran, daß ihm das Vererbungsschicksal größere Lasten auferlegte als den Gesunden; er verdient dafür das Mitgefühl und die hilfsbereite Unterstützung der Glücklicheren. Es liegt in seinem Entschluß, die krankhafte Anlage durch freiwilligen Verzicht auf Nachkommenschaft zum Verschwinden zu bringen oder sie in alle Ewigkeit fortzupflanzen. Das Letztere ist eine sittliche Schuld von ungeheurem Ausmaß, die der Staat mit größerem Recht bestrafen könnte als manche belanglose Vergehen, über die in den Gerichtshöfen verhandelt wird. Wer einen andern lahmschlägt, kommt mit Recht ins Gefängnis; wenn aber ein erblich Belasteter seine Lähmung, seine Blindheit, seinen Irrsinn, seine Taubstummheit oder sonst ein schweres Leiden mehrfach fortpflanzt und damit nicht nur einen einzelnen Menschen, sondern Dutzende, ja Hunderte von künftigen Geschlechtern unglücklich macht, findet man daran nichts Besonderes! Noch vor wenigen Jahren konnte es z.B. vorkommen, daß gerichtlich für unzurechnungsfähig erklärte Geisteskranke und Verbrecher ohne weiteres heiraten und damit ihre nachteiligen Anlagen vermehren konnten. Solche Fälle müssen, künftig unter allen Umständen verhindert werden! Es ist sehr erfreulich, daß hier durch eine entschlossene Änderung der Gesetze Wandel geschaffen wird. Die deutsche Jugend hat wahrlich kein Interesse daran, ihren knappen Lebensraum auch noch mit Schwachsinnigen, Irren, Säufern und Halunken zu teilen. Es ist eine nationale Pflicht von größtem Ausmaß, Deutschland von der überhandnehmenden Minderwertigkeit, von Erbkrankheit und unabsehbarem Elend zu befreien. Diese Aufgabe geht alle Deutschen an, den Arbeiter, den Bauern, den Bürger - alle Volksgenossen, die ernstlich gewillt sind, das Elend zu mindern und die Hemmnisse zu beseitigen, die sich dem Aufschwung unseres deutschen Volkes entgegenstellen."

Aus: Hermann Römpp, Lebenserscheinungen. Eine allgemeine Biologie für die Oberstufe höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht, Stuttgart 1933, S. 150.
Quelle: http://www.sonderpaedagoge.de/geschichte/deutschland/ns/quellen.htm


Material 2

Die Abbildung wird mit den Worten kommentiert:„Hier trägst Du mit! Ein Erbkranker kostet bis Erreichung des 60. Lebensjahres im Durchschnitt 50.000 RM.“

Aus: Jakob Graf, Biologie für höhere Schulen, 3. Band. (München ²1943), Tafel 25.Quelle: http://www.lesen.tsn.at/node/2641


Material 3

Aus: Mathematik im Dienste der nationalpolitischen Erziehung. Ein Handbuch für Lehrer, Frankfurt am Main 1935.

Quelle: http://www.hans-dieter-arntz.de/indoktrination_im_alltag_des_dritten_reiches.html

Fußzeiel Bundesministerium für Bildung Gegestandsportale Education Group

Schnellübersicht

Fächer:

Geschichte

Erstellt von:

Matthias Stark

Zeitdauer:

machbar in 1UE, intensivere Auseinandersetzung auch möglich

 

Schulstufe(n)

  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13

Kompetenzen

Baukasten 1: Aspekt- und Konzeptorientiert

  • 13) Die Formen und Grundlagen von Ideologie und Propaganda in Vergangenheit und Gegenwart 
  • 15) Politische Unterdrückungsmechanismen und/oder Ausgrenzung bestimmter Ethnien

 

Baukasten 2: Methoden- und Gattungsorientiert

  • 1) Bildliche und schriftliche (historische) Quellen im historischen Zusammenhang interpretieren
  • 7) Bildliche Kommunikation im Bereich des Politischen entschlüsseln (Fotos, Karikaturen, Wahlplakate, Werbung, Comics,...)